Wenn man an Paraguay denkt, kommt vielen zuerst ein Bild von Einfachheit, Landwirtschaft und vielleicht auch Armut in den Sinn. Doch wer Paraguay nur durch die Brille der westlichen Wohlstandsdefinition betrachtet, verkennt eine entscheidende Wahrheit: Paraguay ist nicht arm – es ist einfach nur nicht überreguliert.
Was bedeutet „überreguliert“?
In vielen westlichen Ländern ist der Alltag durch ein dichtes Netz an Gesetzen, Vorschriften, Genehmigungen und Regulierungen geprägt. Ob es um den Bau eines Hauses, die Gründung eines Unternehmens oder das Betreiben eines kleinen Geschäfts geht – überall lauern bürokratische Hürden. Diese Regulierungen sollen Sicherheit, Fairness und Stabilität bringen, führen aber oft zu Trägheit, Abhängigkeit vom Staat und einer gewissen Entfremdung vom Unternehmertum.
Paraguay hingegen hat sich in vielen Bereichen eine bemerkenswerte Freiheit erhalten. Die Menschen bauen, wirtschaften und handeln oft mit einer Direktheit, die in vielen anderen Ländern undenkbar wäre. Das mag auf den ersten Blick chaotisch oder unorganisiert wirken – doch es steckt eine tiefere Logik dahinter.
Die Kraft der Eigenverantwortung
Paraguay bietet seinen Bürgern (und auch Auswanderern) mehr Spielraum, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Hier ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen ihr eigenes Haus mit eigenen Händen bauen, ein kleines Unternehmen ohne übermäßige Vorschriften starten oder einfach mit dem verkaufen, was sie gerade anbieten können – sei es auf dem Straßenmarkt oder direkt vor der Haustür.
Das ist keine Notlösung, sondern gelebte Freiheit. Die geringe Regulierung ermöglicht Eigenverantwortung, Kreativität und Unabhängigkeit. Wer in Paraguay lebt, lernt schnell: Weniger Staat bedeutet nicht unbedingt weniger Lebensqualität.
Wohlstand jenseits von Zahlen
Nach westlichen Maßstäben gilt Paraguay als „entwicklungsbedürftig“. Aber wer definiert eigentlich, was Wohlstand ist? Ist es nur der durchschnittliche Lohn? Oder geht es vielleicht auch um Zeit, Selbstbestimmung, Lebensqualität, Gemeinschaft und Familie?
Paraguay punktet mit günstigen Lebenshaltungskosten, fruchtbarem Land, einer jungen Bevölkerung und einem einfachen Zugang zu Eigentum. Die Menschen leben nicht unbedingt im Überfluss – aber oft mit einem Maß an Freiheit, das in hochregulierten Ländern verloren gegangen ist.
Was wir von Paraguay lernen können
Der Satz „Paraguay ist nicht arm – es ist einfach nur nicht überreguliert“ ist mehr als eine Provokation. Er ist eine Einladung, den Begriff Wohlstand neu zu denken. Vielleicht liegt echter Reichtum nicht in staatlich garantierter Absicherung, sondern in der Möglichkeit, Dinge selbst zu gestalten – mit allen Chancen und Risiken.
Paraguay zeigt, dass weniger oft mehr sein kann. Weniger Bürokratie, weniger Eingriffe – dafür mehr Selbstverantwortung, unternehmerische Freiheit und die Chance, das eigene Leben aktiv zu formen.